Neuer Kümmerer für die Rochuskapelle

Kapelle

Das kleine Gotteshaus wurde nach dem Siebenjährigem Krieg errichtet – die Lüttenglehner pflegen die Kapelle auch heute noch liebevoll.

35 Jahre lang hatte sich Karl-Theo Porschen um die Sankt Rochus-Kapelle gekümmert. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass seine Frau Marga Anfang Juni verstorben war, gab Porschen dieses Ehrenamt jetzt auf. Der neue Kapellenwart heißt Heinz Brendel. Er wohnt schräg gegenüber der Kapelle und wird sich künftig des Kleinods annehmen, das immer noch häufig besucht wird.

Dass die Rochuskapelle einst errichtet wurde, hat mit dem Siebenjährigen Krieg von 1756 bis 1763 zu tun. Lüttenglehn war durch den Krieg verarmt – und zu allem Überfluss war auch noch die Pest ausgebrochen. Damals legten die Lüttenglehner ein Gelübde ab: Wenn die Seuche überstanden war, wollten sie aus Dankbarkeit ein Gebetshaus errichten. Es entstand ein Fachwerkgebäude. Über der Tür ist die Inschrift zu lesen: „Anno 1771 Dem 30. Merz Haben Wir in der Gemeinde zu Lüttenglehn zur Abwendung der Viehseuche dieses Bethäuschen zu Ehren Gottes – Maria und Joseph und St. Rochi bauen lassen.“

In der Kapelle verrichteten die Lüttenglehner von Mai bis Oktober ihr Rosenkranzgebet. Schmiedemeister Spix war der erste Lüttenglehner, der sich um die Kapelle kümmerte. Zu seinen Aufgaben gehörten das Läuten, Sauberhalten und Schmücken der Kapelle. Mitte des 19. Jahrhunderts diente die Kapelle auch als Ort, wo die Schulmesse abgehalten wurde. So vermied man den Weg nach Grefrath, der wegen der Gefahr von „Strauchdieben“ bei den Lehrern gefürchtet war. Der Chronist Matthias Küppers erinnerte: „Bei gutem Wetter führte der Weg der Fronleichnamsprozession über den Buschweg am Rittergut Birkhof vorbei nach Lüttenglehn zur Kapelle. Die Kapelle war somit in das Pfarrleben der Gemeinde Grefrath einbezogen.“ Das kleine Gotteshaus gehört auch heute zur Kirchengemeinde St. Stephanus Grefrath.

Im Jahr 1887 war die Kapelle zum ersten Mal grundlegend saniert worden. Im Zweiten Weltkrieg versammelten sich die Lüttenglehner zum Gebet in der Kapelle. 1951 übernahm der Kapellenverein die Pflege. 1969 wurde eine grundlegende Sanierung des Fachwerkgebäudes abgeschlossen, Ehrendechant Esser lobte die intensive Renovierung damals: „Die Lüttenglehner Kapelle ist ein schönes Zeugnis für die Liebe zum übernommenen Gut aus vergangenen Zeiten.“ 2010 stand eine weitere Sanierung des Hauses an.

Heinz Brendel beobachtet von seinem Haus aus, dass viele Radfahrer vor der Kapelle anhalten, das kleine Gotteshaus betreten, Fotos machen und eine Kerze anzünden. Bei dem Elektriker (61) ist das Gebäude in guten Händen. „Man ist an mich herangetreten, ob ich neuer Kapellenwart werden möchte, und ich habe sofort zugesagt“, erklärt Brendel. Mit fünf Jahren war er mit seinen Eltern von Steinforth nach Lüttenglehn gezogen. 2002 war er Schützenkönig.

Die Glocke wird übrigens noch ganz altmodisch durch Ziehen an einem Seil geläutet. Wenn die Glocke Punkt 18 Uhr läutet, dann ist das die traurige Nachricht, dass ein Lüttenglehner beziehungsweise ein Mitglied des Heimatvereins verstorben ist.

Geöffnet ist die Kapelle immer sonntags von 10 bis 18 Uhr.

Quelle: NGZ Bericht vom 04.09.2015