Die Vereinsgründung.

Es waren 37 gestandene Männer, die in der seither lebendigen und wachsenden Dorfgemeinschaft in Lüttenglehn am 17.07.1951 den Heimatverein Lüttenglehn e.V. gründeten. Vollzogen wurde die Vereinsgründung in der ehemaligen Dorfschenke Blumenhof. Neben der Gestaltung eines eigenen Dorffestes als Höhepunkt des Vereinslebens, dem Rochusfest, würden sich die Mitglieder des Vereins auch der Pflege im Ort vorhandener Denkmäler widmen und das Dorfleben insgesamt fördern.

Bereits knapp vier Wochen nach Gründung fand am 10. August 1951 zum ersten Rochusfest der erste Umzug durchs Dorf statt. Seit Beginn wird das Rochusfest nicht nur von den Mitgliedern des Heimatvereins, sondern vielmehr auch von der gesamten Dorfgemeinschaft und vielen Besuchern begeistert gefeiert.Als Zeitpunkt für das Rochusfest haben sich die Gründer auf das zweite Wochenende im August eines jeden Jahres geeinigt. Genau zu dieser Zeit wird im kirchlichen Kalender dem Namensgeber des Rochusfestes, dem des heiligen Rochus, gedacht. So wird seit Errichtung der Lüttenglehner Rochus-Kapelle im Jahre 1771 der heilige Rochus als Dorfpatron angesehen. Mit dem noch heute gültigen Termin mitten im Sommer hat das Rochusfest nahezu Schönwettergarantie und liegt zudem zeitlich günstig zwischen den Schützenfesten der “großen” Nachbarn Grefrath an Pfingsten und Glehn im September.

Im Heimatverein sind alle Personen ab 16 Jahren als aktive oder passive Mitglieder herzlich willkommen. Die aktiven Mitglieder gliedern sie sich in Heimatzüge und tragen bei Festumzügen einheitlich einen schwarzen Anzug als “Festtagskluft“. Lediglich in den Anfangsjahren wurde zusätzlich noch ein glänzender Zylinderhut getragen. Die – im damaligen Zeitgeist übliche – Einschränkung der Mitgliedschaft auf Männer besteht bereits seit mehreren Jahren nicht mehr.


Das Hahneköppen.

Das “Hahneköppen” zur Ermittlung des oder der “Monarchen/-in” ist ein besonderer und wesentlicher Teil des Rochusfestes. In den ersten Jahren des Rochusfestes wurde hierfür in den Boden des Festplatzes senkrecht eine Achse mit einem drehbaren Karrenrad eingegraben. Hierauf war mittig eine Leiter befestigt, sodass auf den beiden Enden der Leiter jeweils ein Kandidat sitzen konnte. Das “Karussell” war fertig. Nun wurde ein Weidenkorb aufgehängt, den die Königsbewerber vom sich drehenden Rad mit einem Holzschwert gerade erreichen konnten. Im Weidenkorb befand sich kopfüber ein zuvor erlegter Hahn, den Kopf aus einem Loch im Boden des Korbes hinaus hängend. Diesen mit dem Schwerte trennend zu erreichen, war das Ziel der Bewerber. Das Prozedere ist auf dem Logo des Heimatvereins noch erkennbar.

Nunmehr ist das Hahneköppen ins Festzelt verlegt und seither stehen die Aspiranten mit verbundenen Augen schräg unter einem von der Decke des Zeltes frei hängenden Metallkorb, der vom Vereinsmitglied Franz Jägers extra für diesen Zweck gefertigt wurde. Auch hier gilt es, mit einem Holzschwert den unten heraushängenden Hahnekopp abzuschlagen. Wer die Königswürde erlangt hat, darf sich für ein Jahr lang HahnenkönigIn nennen und repräsentiert das Dorf im Laufe des kommenden Jahres bei vielen Anlässen. Das Königshaus insgesamt besteht aus KönigIn und zwei MinisterInnnen, jeweils nebst Begleitung.

Der Brauch des Hahneköppens zur Ermittlung der Königswürde wird vom Rheinland bis zum Bergischen Land gepflegt. Obwohl es der Mentalität der Rheinländer eher entsprechen würde, dass es sich historisch um einen versteckten Angriff auf das Nationalsymbol der französischen Besatzer unter Napoleon (dem gallischen Hahn) handelt, wird der Ursprung auch als eine Kulthandlung der alten Germanen diskutiert..


Das Rochusfest.

Das Rochusfest hat seit Jahren im Festkalender des Kreises Neuss einen festen Platz. Mit dreifachem Böller wird bis zum heutigen Tag samstags pünktlich um 12:00 Uhr das Rochusfest an der Kapelle “eingeschossen”. Nach hierfür zunächst eingesetzten Feuerwerkskörpern wird diese Aufgabe seit 1975 auf Initiative des damaligen Königs Willi Oerdinger von der Artillerie aus Kapellen mittels eines stattlichen Geschützes wahrgenommen. Wer das in Lüttenglehn nicht mitbekommen hat, weiß jedoch spätestens durch den spätnachmittaglichen Umzug des Tambourkorps “Blüh auf Glehn”:

Es ist Rochusfest.

Der gesamte Ablauf des Heimatfestes wird im Zuge einer Satzungsänderung derzeit aktualisiert und hier in Kürze bereitgestellt.
Bisher war der Ablauf wie folgt:
Nach der Eröffnung der Festlichkeiten am “Kirmessamstag” wird u.a. den im Vorfeld des Festes ermittelten Zugköniginnen ein “Mai” gesetzt. Ein mit bunten Papierbändern geschmückter Birkenbaum wird mit einem entsprechenden Schild vor der Haustür des zu Ehrenden aufgestellt. Diese Ehrung wird auch den Ministern des Hahnenkönigs, dem Oberst sowie dem Präsidenten des Vereins zuteil. Erst zum samstaglichen Festball mit Musik findet sich die Dorfgemeinschaft zusammen.

Der Sonntagmorgen gilt zunächst der christlichen Andacht in Form einer gemeinschaftlichen Messe im Festzelt, zeitweilig wurde hierfür auch die ehemalige Tütenfabrik an der ehemaligen Landstraße genutzt. Die Messe mündet sodann in einen gemeinschaftlichen Frühschoppen. Sodann werden nach den Ehrungen von Vereinsmitgliedern im Festzelt die geladenen Honoartioren aus Gemeinde, Kirche und Politik empfangen. Anschließend wird an der Rochus-Kapelle der Gefallenen der beiden Weltkriege mit einem feierlichen Festakt gedacht. Im festlichen schwarzen Anzug wird danach mit viel Musik durchs ganze Dorf marschiert. Durch die bunten Uniformen einiger Gastzüge und Musikkapellen wird den zahlreichen Zuschauern am Straßenrand ein imposantes Bild geboten.

Am Abend wird gefeiert und getanzt. Nicht selten grüßt der “Kater” am Montagmorgen, wenn schon früh die Glocke der Rochus-Kapelle zu einer kleinen Andacht ruft. Anschließend trifft sich der Verein zugweise zum Frühschoppen mit zünftigem Katerfrühstück.

Durchgeführt von einem oder zwei Heimatzügen findet am Montag zunächst die zahlreich besuchte Kinderbelustigung statt. Für Kinder aller Altersklassen werden lustige Wettbewerbe ausgerichtet, bei denen es aber keine Verlierer gibt. Es gibt wohl kaum einen Lüttenglehner zwischen 5 und 60 Jahren, der nicht schon mal in einem Kartoffelsack über die Festwiese oder durch die Festhalle gehüpft bzw. auf die “Reise nach Jerusalem” gegangen ist.

Wenn alle Preise verteilt sind und der jeweilig amtierende König den Kindern eine oder mehrere Freifahrten auf dem Karusell spendiert hat, wird es langsam spannend. Zunächst geht es einem Preishahn an den “Kragen”. Hierbei können sich diejenigen bewähren, die noch nicht bereit oder in der Lage sind auf den Königshahn zu schlagen. Die Bewerber auf den Preishahn werden durch vorher zu kaufende Lose ermittelt. Der Sieger dieses Wettbewerbs kann mit einem stattlichen Fass Bier als Preis rechnen. Unter lautem Gejubel werden dann die Namen der Bewerber für die Königswürde verlesen und anschließend beginnt der Wettbewerb. Ein äußerst spannendes Spektakel, das man nicht beschreiben kann, sondern erlebt haben muss.

Am späten Nachmittag steht endlich der neue König fest. Sofort nach dem letzten Schlag sieht man die Zugmitglieder des glücklichen Gewinners aus dem Zelt verschwinden, um in der zukünftigen Residenz einen kleinen Umtrunk für die Vereinsmitglieder zu organisieren. Das geschieht natürlich nicht unvorbereitet aber mit einer solchen Geschwindigkeit, dass Außenstehende schon mal den Verdacht geäußert haben, der König habe schon vorher festgestanden.

Nachdem alle Mitglieder und Bekannte des neuen Königs diesem gratuliert haben, ruft der Oberst zum Sammeln auf der Landstraße. Der gesamte Verein marschiert nunmehr zur künftigen Residenz, wo ein oder zwei kühle Biere warten. Viel Zeit des Feierns an diesem Ort bleibt jedoch nicht. Bei aller Freude über den neuen König, die nächsten Stunden gelten dem amtierenden König und dessen Hofstaat.

Am Abend treffen sich geladene Ehrengäste des Königs mit Damen sowie der gesamte Verein in festlichem Gewand zum schönsten aller Umzüge durchs Dorf. Der anschließende Ball gilt ausschließlich der Ehrung des amtierenden Königs, der Königin, der Minister und deren Ministerinnen.

Mit einem Katerfrühstück oder Fischessen am nächsten Morgen lassen viele Züge das Heimatfest endgültig ausklingen. Für den Verein aber ist das Fest nur teilweise abgeschlossen. Denn noch gilt es, den neuen König mit Anhang in sein Amt einzuführen. Dies geschieht im Oktober mit einem extra hierfür ausgerichteten Krönungsfest. Das Königssilber, welches im Laufe der Jahre auf stattliche Größe angewachsen ist, wird vom “alten” an den neuen König übergeben. Anschließend wird bei fröhlicher Musik bis in die Morgenstunden gefeiert.

Freuen wir uns auf das nächste Rochusfest!